15 FOR 1.5

Die ganzen Rankings, die nur die Dollar-Milliardäre auszeichnen, sind in Zeiten ökologischer Krisen nicht mehr zeitgemäß. Also fragt Joko Winterscheidt in seiner Dokuserie „The World’s Most Dangerous Show“ (ab 7. Juni bei Prime Video): Was wäre, wenn es eine Rangliste gäbe, die nicht den Profit abbildet, sondern den positiven Einfluss auf Umwelt und Gesellschaft? Wer würde diese Liste anführen? Und wer steht gar nicht mehr drauf?

Dafür haben Joko und Christian Kroll (Ecosia) eine Jury an Expert:innen zusammengetrommelt und ihnen eine Auswahl an Aktivist:innen, Unternehmer:innen, Forscher:innen und Entscheidungsträger:innen aus der ganzen Welt vorgelegt. Über diese Personen hat die Jury dann abgestimmt, um am Ende 15 Menschen zu würdigen, die mit ihrem Engagement für die Umwelt kein Geld anhäufen, sondern klimaschädliche Emissionen einsparen: Die 15 for 1.5!

20 Punkte

Vanessa Nakate

Vanessa Nakate ist eine der bekanntesten Klimaaktivist:innen weltweit. 2019 organisierte Nakate in ihrer Heimat Uganda den ersten Streik für Klimagerechtigkeit. Mehrere Wochen lang war sie die einzige Demonstrantin vor dem ugandischen Parlament, bis sich immer mehr Menschen ihrem Anliegen anschlossen. In den letzten Jahren trug sie zentral zur Entstehung der starken afrikanischen Präsenz von Fridays For Future bei, gründete das Rise Up Movement – eine Plattform, die die Stimmen afrikanischer Klimaaktivist:innen stärkt – und rief das Vash Green Schools Project zur Installation von Solaranlagen in Schulen in Uganda ins Leben.

17 Punkte

Marjan Minnesma

Marjan Minnesma nimmt ihre Regierungen für die Klimafolgen in die Pflicht. Marjan Minnesma erreichte mit ihrer Klage gegen die Niederlande in einem siebenjährigen Rechtsstreit einen bahnbrechenden Erfolg im Kampf gegen die Klimakrise: 2019 entschied der Oberste Gerichtshof in Den Haag zu ihren Gunsten. Es war das erste Mal, dass Bürger:innen ihre Regierung für ihr Versagen beim Schutz vor dem Klimawandel zur Rechenschaft ziehen konnten. Dieser historische Präzedenzfall, den sie gemeinsam mit ihrer Organisation Urgenda und 886 Nebenkläger:innen erwirkte, stieß seitdem weltweit viele weitere Gerichtsverfahren an.

14 Punkte

Elizabeth Mpofu

Elizabeth Mpofu arbeitet unermüdlich an einer ökologischen Revolution, bei der Frauen im Mittelpunkt stehen. Elizabeth Mpofu ist ökologische Kleinbäuerin in Simbabwe. Doch ihre Arbeit wirkt weltweit: Durch die Weitergabe lokaler Anbaumethoden und landwirtschaftlichen Wissens befähigt sie vor allem Frauen zur Selbstbestimmung. Lange war sie dafür auch Generalkoordinatorin der internationalen Bäuer:innenbewegung La Via Campesina, die nach eigenen Angaben weltweit rund 200 Millionen lokale Landwirt:innen und indigene Gemeinschaften vertritt. Im März 2017 gründete Elizabeth Mpofu die African Women's Collaborative for Healthy Food Systems, das Landwirtinnen in ganz Afrika vernetzt.

Autumn Peltier

Autumn Peltier kämpft für das Recht auf Wasser und die Rechte indigener Völker. Die 18-jährige Autumn ist Teil der First Nation-Gemeinschaft Anishinaabe in Ontario (Kanada) und dort Chief Water Commissioner – also die offizielle Wasserbeauftragte. Bereits mit 13 Jahren sprach sie vor der Generalversammlung der UN zu Wasserschutzthemen. Inzwischen ist sie eine der bekanntesten Aktivist:innen für Wasserschutz, die Rechte indigener Völker und gegen Umweltrassismus.

Minka Indigena

Minka ist eine Inka-Tradition und ein indigenes Konzept von Gemeinschaftsarbeit. Die Minka Indígena ist eine Kollaboration verschiedener indigener Gruppen aus dem gesamten amerikanischen Raum. Sie kämpft für indigene Rechte, organisiert Proteste und repräsentiert auf UN- und IPCC-Konferenzen indigene und umweltaktivistische Interessen. Außerdem zeigt sie Wege auf, harmonisch(er) im Einklang mit der Natur zu leben. Dieses Engagement hilft uns allen: denn indigene Völker sind fast in allen Ökozonen ansässig, die für den globalen Umweltschutz wichtig sind.

Eriberto + Helena Gualinga

Die Familie Gualinga ist eine Familie von Klima-Kämpfer:innen. Helena Gualinga ist Aktivistin und klärt über die teils kriminellen Machenschaften von Öl-Firmen im ecuadorianischen Amazonas auf. Ihr Vater, Eriberto Gualinga, ist preisgekrönter Filmemacher. Mit seiner Dokumentation Kawsak Sacha trug er dazu bei, dass das oberste Gericht Ecuadors die Regierung dazu verpflichtete, das Land und die Kultur der indigenen Bevölkerung zu schützen.

Tasneem Essop

Tasneem Essop leitet eines der einflussreichsten Klima-Netzwerke der Welt. Geboren und aufgewachsen in Südafrika, war Tasneem seit den 80er Jahren als Anti-Apartheid- und Gleichberechtigungsaktivistin, sowie in verschiedenen offiziellen Ämtern tätig. Seit den 2000ern ist sie im Klima- und Umweltschutz aktiv, zuerst für den WWF und seit 2019 als Executive Director für CAN. Das Climate Action Network ist das weltgrößte Netzwerk für Klimagerechtigkeit und arbeitet eng mit der UN und Aktivist:innen aus aller Welt zusammen. Mit einem Fokus auf Koordination und Konnektivität der vielen, teils kleinen und lokalen Mitgliedsorganisationen versucht es, die Klimakrise und Rassismus zu bekämpfen.

Johan Rockström

Johan Rockström ist der wohl bekannteste Klimaforscher, den es gibt. Als Professor an der Stockholmer Universität, der Universität Potsdam und (Co-)Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung ist er weltweit angesehen. Er berät die UN, das World Economic Forum und viele Entscheidungsträger:innen zur Klimakrise. Außerdem prägte er zentrale Ideen und Begriffe, an denen heute niemand vorbeikommt: Als Leiter und Hauptautor der Studie “A safe operating space for humanity” (2009) arbeitete er das Konzept von “Planetary Boundaries” und Kipppunkten aus. Es wurde seitdem zu einem Leitkonzept der weltweiten Klimaforschung.

Steven Donziger

Steven Donziger setzt sich unermüdlich gegen die fossile Industrie zur Wehr. Der Amerikanische Menschenrechtsanwalt Steven Donziger nahm 1993 als junger Absolvent einen Fall zu Ölverschmutzungen im Amazonas auf, der ihn Jahrzehntelang begleitete und 2021 schließlich ins Gefängnis brachte. Donziger vertrat 30.000 ecuadorianische Landwirt:innen gegen den US-Riesen Chevron. 2011 erstritt er einen Schadenersatz von 9,5 Milliarden Dollar wegen Umweltschäden und wird vom Konzern seither juristisch verfolgt. Seit April 2022 ist Donziger aus der Haft entlassen. Chevron hat derweil immer noch keine Kompensationszahlungen an die Kläger:innen in Ecuador gezahlt.

Mary Robinson

Mary Robinson ist eine der wichtigsten politischen Stimmen im Klimaschutz. Seit sie 1969 im Alter von 25 Jahren Rechtsprofessorin am Trinity College Dublin und Abgeordnete des irischen Senats wurde, bekleidet(e) Máire Mhic Róibín zahlreiche hohe gewählte und diplomatische Ämter. Sie war unter anderem irische Präsidentin und UN-Hochkommissarin für Menschenrechte. 2014 wurde sie auch zur UN-Sondergesandten für Klimawandel ernannt und beschäftigt sich dabei auch mit dem Zusammenhang von Klimagerechtigkeit und Feminismus. Das tut sie auch mit anderen Mitteln: etwa als Autorin des Buches “Climate Justice: A Man-Made Problem with a Feminist Solution”.

Sophia Kianni

Sophia Kianni ist eine der bekanntesten Klimaaktivist:innen der USA. 2001 dort geboren, trat Sophia bereits mit 17 Fridays For Future bei und beteiligte sich an einem Hungerstreik vor dem Büro der Sprecherin des Repräsentantenhauses. Angespornt durch den Mangel an Bewusstsein und Informationen über die Klimakrisein der Heimat ihrer Eltern, Iran, gründete sie 2020 Climate Cardinals. Auf dieser Plattform übersetzen Freiwillige Informationsmaterial über die Erderhitzung in möglichst viele Sprachen, um sie in möglichst vielen Ländern bereitzustellen. Die in über 40 Ländern aktive gemeinnützige Organisation zählt mittlerweile über 9.000 Freiwillige.

António Guterres

António Guterres treibt den Klimaschutz auf allerhöchster Ebene voran. António Manuel de Oliveira Guterres bekleidet seit 1976 hohe politische und diplomatische Ämter, unter anderem als Premierminister Portugals und als Hoher Flüchtlingskommissar der UN. Inzwischen ist er in der zweiten Amtszeit Generalsekretär der Vereinten Nationen. Diese nutzt er immer wieder öffentlich und im Gespräch mit Politiker:innen für deutliche Warnungen vor der Klimakrise und Plädoyers für konsequenteres Handeln.

Hans Joosten

Hans Joosten setzt sich seit Jahrzehnten für einen der wichtigsten natürlichen Hebel im Klimaschutz ein. Hans Joosten hat sein Leben den Mooren gewidmet und sorgte dafür, dass die UN deren Beitrag zum Klimaschutz anerkannte. Durch seine Mitarbeit wurde der weltweite Schutz dieser wichtigen natürlichen CO2-Speicher in der Klimakonvention der UN festgeschrieben. Als Mitglied der International Peatland Society (IPS) und als Generalsekretär der International Mire Conservation Group (IMCG) ist er über Ländergrenzen hinweg mit anderen Moor-Expert:innen aus Wirtschaft, Wissenschaft und NGOs vernetzt. So soll gemeinsam die verantwortungsvolle Bewirtschaftung und sinnvolle Nutzung von Mooren gefördert werden.

Robin Wall Kimmerer

Ihre Werke haben die Sichtweise auf die Natur weltweit verändert. Die Pflanzenökologin vereint in ihrer Arbeit den modernen Umweltschutz mit dem Wissen indigener Bevölkerungen. Kimmerer ist vom Stamm der Powatomi in den USA und sprach bereits vor der UN über die Versöhnung zwischen Mensch und Natur. Ihr Buch Die Weisheit der Pflanzen ist ein internationaler Bestseller – in den letzten zehn Jahren wurde es mehr als eine Million verkauft und in über 20 Sprachen übersetzt.

Mark Hertsgaard und Kyle Pope

Mark Hertsgaard und Kyle Pope haben die Berichterstattung zur Klimakrise verändert. All das entstand aus der Überzeugung, dass die Erderhitzung zwar unser wichtigstes Nachrichtenthema ist, diese Rolle aber in den Medien nicht einnimmt. Deshalb gründeten die Journalisten Mark Hertsgaard und Kyle Pope 2019 Covering Climate Now (CCNow). Das Netzwerk stellt Ressourcen, Geschichten und Informationen über die Klimakrise für Journalist:innen und Medienschaffende bereit. Das CCNow Netzwerk hat nach eigenen Angaben eine gemeinsame Reichweite von zwei Milliarden Konsument:innen.